Kundenzeichnungen richtig interpretieren

Kompaktseminar der wichtigsten Themen des GPS-Normensystems der ISO (Inhouse)

Kompaktseminar für Zulieferbetriebe zur richtigen Interpretation von Kundenzeichnungen, insbesondere der sicheren Identifizierung mangelhafter, unwirtschaftlicher oder unbrauchbarer Toleranzinformationen 

Zum Thema

Sie sind ein Zulieferbetrieb und beobachten eine zunehmende Veränderung der Produktspezifikationen Ihrer Kunden in Richtung funktionsorientierte geometrische Produktbeschreibung basierend auf dem GPS-Normensystem der ISO? Sie möchten die Spezifikationen Ihrer Kunden richtig interpretieren können und dabei mögliche Fehler, Mehrdeutigkeiten, Widersprüche und technologisch nicht erfüllbare Anforderungen bereits vor Auftragsanahme sicher erkennen, auf „Augenhöhe“ mit Ihren Kunden diskutieren und dabei letztlich unnötige Kosten oder Reklamationen ersparen? Genau hierfür ist unser Seminar gedacht. Aus unserer mehr als 25jährigen Erfahrung wollen wir Ihnen zeigen, worauf Sie bei der Interpretation von externen Produktspezifikationen wirklich achten müssen.

Auch mehr als 10 Jahre nach Einführung der ersten Standards des GPS-Normensystems der ISO sind nachweislich weit mehr als die Hälfte der Technischen Produktdokumentationen hinsichtlich einer funkti­ons-, fertigungs-, prüf- und kostengerechten Tolerierung mangel­haft - mit teilweise weitreichenden wirtschaftlichen Konsequenzen für die Vertragspartner, insbesondere für die Zulieferbetriebe. Die Fehler sind meist nicht auf den ersten Blick offensichtlich, son­dern offenbaren sich häufig erst, nachdem die ersten Teile gefertigt und reklamiert wurden. Typische, wiederkehrende Fehler sind dabei:

  • Vereinbarungen, die weder funktionell erforderlich noch wirt­schaftlich sinnvoll sind (z. B. das „Hüllprinzip“) und im Reklama­tionsfall meist zu Lasten des Auftragnehmers gehen.
  • Mehrdeutige Nicht-Größenmaße anstelle eindeutiger funktion­sorientierter geometrischer Toleranzen.
  • Festlegung von lückenhaften und mit dem GPS-Regelwerk nicht kompatibler Standards, die ein Produkt geometrisch nur unzureichend beschreiben (z. B. ISO 13715, ISO 2768-1, -2, DIN 16742/ISO 20457).
  • Spezifikation von Standards, die nicht zum GPS-Normensystem der ISO gehören oder bereits zurückgezogen sind (z. B. DIN 7167, DIN 16901, u. v. m.)

Werden diese Mängel nicht rechtzeitig vor Vertragsabschluss sicher er­kannt und mit dem Kunden auf „Augenhöhe“ kommuniziert, so kann dies im Reklamationsfall unnötig Zeit für eine nachträgliche Klärung erfordern und mitunter nicht unerhebliche, vermeidbare Kosten (z. B. Nacharbeit von Formwerkzeugen, unwirt­schaftliche Fertigungs- und Prüfprozesse) verursachen, die erfah­rungsgemäß meist zu Lasten des Auftragnehmers (Lieferant) gehen.

Seminarziel

Unser Seminar verfolgt vier grundlegende Ziele:

  1. Vermittlung eines fundierten aber dennoch kompakten Überblicks über die Logik und die wichtigsten Regeln und Modifikatoren des GPS-Normensystems der ISO.
  2. Erkennen von fehlerhaften, mehrdeutigen oder widersprüchlichen Spezifikationen, wie z. B. Verwendung von Allgemeintoleranznormen, die nicht zum GPS-Normensystem der ISO gehören (z. B. ISO 2768-1 und -2, DIN 16742/ISO 20457, ISO 6930-2, ISO 13920, u. v. m), geometrisch nicht eindeutig definerter Kantenzustände (z. B. ISO 13715) oder fehlerhafte bzw. unbrauchbare Bezüge. Wir zeigen Ihnen an konkreten Beispielen, worauf Sie vor Vertragsannahme besonderes achten sollten, damit Sie nach Vertragsannahme keine "bösen Überraschungen" erleben.
  3. Identifikation von „kritischen“ Spezifikationen, welche funktionell nicht erforderlich und/oder technologisch nicht wirtschaftlich darstellbar sind (z. B. das „Hüllprinzip“) sowie von „Angsttoleranzen“, die  im Falle einer Reklamation kaum verifiziert werden können (u. a. ISO 14253-1 und -2).
  4. Bewertung, ob eine Reklamation wirklich gerechtfertigt ist. Messergebnisse ohne das Wissen um ihr Zustandekommen und ihre Unsicherheiten können letztlich nicht bewertet werden. Wir zeigen Ihnen vorauf Sie in Prüfprotokollen wirklich achten müssen, bevor Sie eine falsche Entscheidung treffen oder eine ungerechtfertigte Reklamation akzeptieren.

Ihr Nutzen

  • Sichere Erkennung typischer Fehler und Mehrdeutigkeiten in Pro­duktspezifikationen sowie kritische Bewertung von Prüfprotokol­len
  • Alternative Vorschläge entwickeln und auf „Augenhöhe mit dem Kunden kommunizieren.
  • Entwicklungs-, Fertigungs- und Prüfkosten sparen durch sinnvolle und eindeutige Spezifikationen bereits vor Vertragsannahme

Seminarinhalte

  • Einführung in das GPS-Normensystem der ISO
    - Aufbau des Regelwerks, heutiger Stand, künftige Entwicklungen und bevorstehende tiefgreifende Änderungen
    - Produktspezifikationen als rechtsverbindliche Vertragsdokumente vestehen - Erst kritisch prüfen, dann unterschreiben
    - Die betriebliche Implementierung eines Toleranzmanagementsystems auf Basis von ISO GPS als notwendige Voraussetzung für die digitale Transformation im CAD-CAM-CAQ-Informationsverbund
  • Elementare Tolerierungsregeln
    - Elementare Tolerierungsregeln des GPS-Normensystems der ISO, die in der Spezifikation nicht unmittelbar zu erkennen sind (u. a. ISO 8015, ISO 17450-3, u.v.m.) - Regeln die Sie unbedingt kennen müssen
    - Grundsatz der Verantwortlichkeit: Ist der Lieferant zur Zeichnungsprüfung verpflichtet?
  • Dimensionelle Toleranzen
    - Unterschied zwischen eindeutigen Größenmaßen und mehrdeutigen Nicht-Größenmaßen erkennen (ISO 14405-1, -2, -3) und Abschätzen möglicher Konsequenzen
    - Kenntnis der wichtigsten Modifikatoren (z. B. Hüllbedingung) und ihre Auswirkungen auf die Fertigungs- und Prüfkosten sowie mögliche Konsequenzen im Reklamationsfall
  • Bezüge und Bezugssysteme
    - Fundamentale Regeln zur Bezugsbildung nach ISO 5459 - Verstehen der elementaren geometrischen Logik
    - Die Bedeutung der Bezugsbildung für die Kausalität zwischen Prüfergebnis und Funktion
    - Erkennen unbrauchbarer oder fehlerhafter Bezüge und Festlegung sinnvoller (funktionsorientierter) Bezüge und Bezugssysteme
    - Weshalb sind die meisten Bezugssysteme nach derzeitiger Fassung von ISO 5459 mehrdeutig und somit unbrauchbar?
    - Künftige Normänderungen und weiterführende Werkzeuge für die Bezugsbildung (ISO 5459)
  • Geometrische Toleranzen
    - Grundlagen und Wissenswertes zur geometrischen Tolerierung: Ausgewählte Informationen, die Ihnen viel Zeit und unnötige Kosten ersparen können
    - Verständnis für die richtige Anwendung von Form-, Richtungs-, Orts- und Laufspezifikationen - Mögliche Fehler sicher erkennen
  • Mythos Allgemeintoleranz
    - Allgemeintoleranznormen, die Sie kritisch hinterfragen bzw. keinesfalls akzeptieren sollten (z. B. ISO 2768-1, -2; ISO 16742/ISO 20457, DIN 6930-2, u.v.m.)
    - Allgemeine Flächenprofilspezifikation (ISO 22081) als Alternative zu mehrdeutigen und unvollständigen Allgemeintoleranznormen - Voraussetzungen, Regeln und Anwendungsgrenzen
  • Die wichtigsten Regeländerungen mit Einführung des GPS-Normensystems der ISO
    - Die wichtigsten Änderungen grundlegender Default-Regeln (z. B. ISO 17450-3, ISO 5458, ISO 5459, ISO 1101, ISO 2692)
  • "Angsttoleranzen" erkennen und sicher beseitigen
    - Erkennen von technologisch nicht erfüllbaren und/oder messtechnisch nicht verifizierbaren Toleranzanforderungen
  • Kanten mit unbestimmter Gestalt / Übergänge
    - Mehrdeutigkeit von ISO 13715 und mögliche Konsequenzen
    - ISO 21204 als eindeutige Alternative für die Spezifikation von definierten Übergängen zwischen Geometrieelementen
  • Prüfprotokolle richtig interpretieren
    - Mindestanforderungen und Inhalte von Prüfprotokollen
    - Wer ist in der Beweispflicht? Elementare Regeln (ISO 14253-1, -2) zum Nachweis der Konformität oder Nicht-Konformität mit Spezifikationen
    - Messunsicherheit: Die wichtigsten Informationen, kompakt und praxisnah
  • Ausblick auf künftige ISO-GPS-Normen und Normänderungen
    - Neue Normenreihe zur Oberflächenbeschaffenheit Profil (ISO 21920-1, -2, -3)
    - Weiterentwicklung von ISO 5459 (Bezüge und Bezugssysteme): Regeländerungen und Modifikatoren
    - Virtuelle Bedingungen: Neue ISO 2692 zur Maximum-Material-, Minimum-Material- und Reziprozitätsbedingung

Seminarinformationen

Seminarinformationen
Seminardauer:  2 Tage
Seminartyp:Inhouse
Code:GPS-CUST Inhouse
Abschluss:Zertifikat
Bonus:Zugang zum Kundenbereich


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